"Greencard" für Pflegekräfte belohnt Ausbildungsverweigerung von privaten Einrichtungen

21.04.2010
Ausbildungsumlage würde alle gerecht am rasant steigenden Bedarf von Arbeitskräften im Pflegebereich beteiligen 

Die kürzlich vom Arbeitgeberverband Pflege geforderte "Greencard" für ausländische Pflegekräfte stößt bei der AWO Weser-Ems auf Kritik. "Der Vorschlag ist wenig konstruktiv und löst das Problem des stetig steigenden Bedarfes an Pflegekräften nicht. Die Arbeitsbedingungen in Deutschland sind inzwischen so schlecht, dass ausländische Fachkräfte, zum Beispiel aus Polen, lieber nach Großbritannien oder Skandinavien gehen", so AWO Bezirksvorsitzender Dr. Harald Groth. In der Bundesrepublik hingegen bilden private Pflegeeinrichtungen unzureichend oder gar nicht aus. "Diese kostenintensive Aufgabe überlassen sie den Wohlfahrtsverbänden und saugen dann die Arbeitskräfte dort ab", erklärt Dr. Groth. Ausbildung kostet Geld und am hart umkämpften Markt der Pflegeanbieter ist es finanziell günstiger, wenn man nicht ausbildet. "Durch diesen Missbrauch verschafften sie sich Marktvorteile, die nun auch noch durch die vorgeschlagene "Greencard" legalisiert werden sollen und die Ausbildungsverweigerung nachträglich belohnen", sagt Dr. Harald Groth.

Perspektivisch darf es nur eine Lösung geben, um dem steigenden Bedarf an Arbeitskräften in der ambulanten und stationären Pflege gerecht zu werden: die Ausbildungsumlage. Alle Einrichtungen sind an der Ausbildung zu beteiligen, entweder indem sie selber ausbilden oder indem sie mittels einer Umlage zumindest finanziell herangezogen werden. Bemerkenswert ist, dass der Vorschlag einer "Greencard" ausgerechnet von Thomas Greiner, Vorsitzender des Arbeitgeberverbandes Pflege, kommt, der auch Vorstandsvorsitzender einer Gruppe privater Pflegeheime ist.

Zugleich setzt sich die AWO für die bessere Anerkennung der mitgebrachten Qualifizierung von Migranten ein, die hierzulande oft nur Jobs weit unterhalb ihrer beruflichen Ausbildung finden, weil ihre Zeugnisse nicht den deutschen Vorschriften entsprechen. "Das läuft auf die Ausgrenzung zahlreicher Menschen und die Verschleuderung wichtiger Ressourcen hinaus", kritisiert die AWO Weser-Ems. Deshalb erarbeitet der AWO Bundesverband derzeit konkrete Kriterien für eine verbesserte Anerkennung ausländischer Qualifikationen und Ausbildungsabschlüsse. Damit soll auch Sprachbarrieren hinsichtlich der steigenden Anzahl ambulant oder stationär pflegebedürftiger Menschen mit Migrationshintergrund entgegen gewirkt werden.

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