AWO Weser-Ems vor 65 Jahren wiedergegründet

23.10.2013
Der AWO Bezirksverband Weser-Ems e.V. feiert in diesem Jahr sein 65-jähriges Bestehen nach Wiedergründung. Nach Wiedergründung heißt, dass die AWO Weser-Ems eigentlich schon seit 1919 existiert – wie die AWO bundesweit auch – aber in der Zeit zwischen 1933 und 1945 durch die Nazis verboten und enteignet worden war. Elisabeth Frerichs gründete 1948 die AWO somit nicht zum ersten Mal, auch 1919 war sie eine der führenden Frauen für das Entstehen des Wohlfahrtverbandes in der Region zwischen Ems und Weser.

Bezirksvorsitzender Dr. Harald Groth konnte im Oldenburger Kulturforum PFL zahlreiche Gäste aus Politik und Verwaltung, Wirtschaft und befreundeten AWO Verbänden begrüßen, unter ihnen die Niedersächsische Sozialministerin Cornelia Rundt. Dr. Harald Groth ging in seiner Ansprache zunächst  auf die Person und zweimalige Gründerin Elisabeth Frerichs ein, die am 13. Oktober 130 Jahre alt geworden wäre und als erste Frau aus Oldenburg 1952 das Bundesverdienstkreuz am Bande erhielt. Während des Nazi-Terrors wurde sie ihrer Heimatstadt Wilhelmshaven verwiesen, ihr Ehemann wurde verhaftet und tauchte niemals wieder auf. Trotzdem hatte sie die Kraft, die zwischen 1919 und 1945 in der AWO aufgebaute Arbeit 1948 wieder aufzugreifen und fortzuführen. Das Verwaltungsgebäude der AWO Weser-Ems in der Oldenburger Klingenbergstraße wurde nach Elisabeth Frerichs benannt. 

Bewegte und erfolgreiche Historie
Des Weiteren stellte der AWO Bezirksvorsitzende die vielfältigen Aufgaben des AWO Bezirksverbandes und seiner Tochtergesellschaften ebenso dar wie die Herausforderungen für die Zukunft. Ausgelöst durch die rechtlichen Veränderungen für Hilfebedürftige Anfang der 60er Jahre erfuhr die AWO Weser-Ems einen enormen Wachstumsschub, der bis Ende der 80er Jahre anhielt. Einerseits durch hausgemachte Probleme, andererseits auch durch sich verändernde Rahmenbedingungen verursacht, geriet das Schiff AWO Weser-Ems dann aber ins Schlingern. Eine Bereinigung des Portfolios und die Hinwendung zum Kerngeschäft sowie moderne Management- und Organisationsstrukturen wirkten dem entgegen.

Mit dem Jahr 2003 läutete die AWO Weser-Ems ihre größte Reform ein, in der Folge wurde das operative Geschäft vom strategischen getrennt. Die drei Vorsitzenden Dr. Harald Groth, Dr. Lothar Knippert (stellv.) und Hermann Bontjer (stellv.) wurden vom höchsten Gremium des Bezirksverbandes – der Bezirkskonferenz – beauftragt, den AWO Bezirksverband hin zu einem modernen Wohlfahrtsverband und einem sozialen Dienstleistungsunternehmen zu entwickeln. Heute umfasst die AWO Weser-Ems über 60 Einrichtungen aus den Bereichen Kinder, Jugend & Familie, Menschen mit seelischen Behinderungen und für Seniorinnen und Senioren. Rund 3.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter tragen zum Erfolg der angebotenen sozialen Dienstleistungen bei. „Summa summarum dürfen wir als AWO Weser-Ems mit Fug und Recht sagen: Wir haben eine bewegte, aber sehr erfolgreiche Geschichte seit Wiedergründung vor 65 Jahren erlebt und bewältigt“, bekräftigte Dr. Harald Groth

Diskussion über die Zukunft der Sozialarbeit als Teil kommunaler Daseinsvorsorge
Sozialpolitisch entwickelte sich der AWO Bezirksverband, insbesondere in den letzten zehn Jahren, zu einer starken Lobby für diejenigen Menschen, denen ansonsten nicht viel Gehör geschenkt wird – Arme, Kranke, zu Pflegende. Konzeptionell versucht der AWO Bezirksverband mit innovativen Ideen in Politik und Wirtschaft zu agieren. Zum 65. Jahr der Wiedergründung wurde ein Diskussionspapier „Sozialstaat als Teil der Marktgesellschaft? oder: Ein Appell zur Neuentdeckung einer Daseinsvorsorge in öffentlicher Hand“ von Dr. Harald Groth und Verbandsreferent Thore Wintermann geschrieben. Der Festvortrag des Wirtschaftsprofessors Dr. Ernst Mönnich von der Hochschule Bremen befasste sich ebenfalls mit diesem Thema und beleuchtete „Die Zukunft von Sozialarbeit als Teil kommunaler Daseinsvorsorge“.

„Wir sind gut aufgestellt – setzen uns nicht zur Ruhe – sondern sind weiter aktiv an der Gestaltung der Sozialstaatlichkeit beteiligt“, betonte Dr. Harald Groth am Ende seiner Ansprache.

Bildinformation: von links nach rechts: AWO Bezirksvorsitzender Dr. Harald Groth, Niedersachsens Sozialministerin Cornelia Rundt, Oldenburgs Bürgermeistern Germaid Eilers-Dörfler, Festreferent Prof. Dr. Ernst Mönnich.

[Zurück zur Übersicht]

Material

Zum Vergrößern auf das Bild klicken.