AWO Weser-Ems setzt auf Wachstum

24.02.2009
Oldenburg. "Die derzeitige Finanzkrise muss als Chance zur nachhaltigen Absicherung von Sozialstaatlichkeit und Sozialarbeit gesehen werden und nicht als Sprungbrett für einen weiteren Abbau sozialer Programme und Leistungen", so formuliert Dr. Harald Groth, Vorsitzender des AWO Bezirksverbandes Weser-Ems e. V., die zentrale Forderung des 1919 gegründeten Wohlfahrtsverbandes. Auf der Jahrespressekonferenz des 14.000 Mitglieder und rund 3.000 Beschäftigten umfassenden Verbandes gaben der Vorsitzende, seine beiden Stellvertreter Dr. Lothar Knippert und Hermann Bontjer sowie Verbandsgeschäftsführer Thomas Elsner einen kurzen Rückblick auf das vergangene Jahr und präsentierten die Planungen für 2009.

Umsatz
2008
Gesamtumsatz: 111 Mio. Euro
Investitionen: 5,5 Mio. Euro

2009 geplant
Gesamtumsatz: 113 Mio. Euro
Investitionen: 5 Mio. Euro

AWO Bezirksverband Weser-Ems e. V.
Umsatz 2008: 2,3 Mio. Euro
gepl. Umsatz 2009: 2,8 Mio. Euro

AWO Wohnen & Pflegen Weser-Ems GmbH
Umsatz 2008 58 Mio. Euro
gepl. Umsatz 2009: 59 Mio. Euro

AWO Kinder, Jugend & Familie Weser-Ems GmbH
Umsatz 2008: 31 Mio. Euro
gepl. Umsatz 2009: 32 Mio. Euro

AWO Trialog Weser-Ems GmbH
Umsatz 2008: 10 Mio. Euro
gepl. Umsatz 2009: 10 Mio. Euro

AWO Management & Service Weser-Ems GmbH (interne und externe Dienstleistungen)
Umsatz 2008: 10 Mio. Euro
gepl. Umsatz 2009: 9 Mio. Euro

Rehaklinik Werscherberg GmbH
Umsatz 2008: 4 Mio. Euro
gepl. Umsatz 2009: 4 Mio. Euro

Neben den Zahlen, Daten und Fakten waren insbesondere folgende Punkte von Bedeutung:

Mindestlohn für Beschäftigte in der Pflege
Trotz einiger Verbesserungen im Rahmen des Pflegeweiterentwicklungsgesetzes mahnte Dr. Harald Groth weitere notwendige Reformen an: "Die Definition von Pflegebedürftigkeit muss nun endlich nach Maßgabe der eigens eingesetzten Kommission erneuert werden und sich dann vor allem nachvollziehbar im Pflegegeschehen wiederfinden". Es sei nicht mehr hinnehmbar, dass sich die zum Beispiel vom Medizinischen Dienst der Krankenkassen (MDK) gutachterlich festgestellte Bedarfe der zu Pflegenden nicht in den Pflegesätzen niederschlagen, sondern erheblich gekürzt würden. "Dieses Vorgehen macht jede Gesetzgebung für die Versicherten und Betroffenen intransparent und bedarf einer Umkehr", ergänzte Dr. Lothar Knippert. Des Weiteren begrüßten der Vorstand und die Geschäftsführung die Einführung des Mindestlohns in der Pflege, "wobei das negative Abstimmungsverhalten von Niedersachsen im Bundesrat als Ohrfeige für die Beschäftigten in der Pflege zu sehen ist", so Hermann Bontjer.

Sicherstellung der Betreuung insbesondere für unter Dreijährige
Die AWO Kinder, Jugend & Familie Weser-Ems GmbH und die Kreisverbände des AWO Bezirksverbandes sind Träger von insgesamt 50 Kinderbetreuungseinrichtungen im Raum Weser-Ems. Auf der Bundeskonferenz der AWO im November vergangenen Jahres wurde eine Verdoppelung der Angebote für die Betreuung von Kindern im Alter von Null bis Zwölf beschlossen. Im Bereich Weser-Ems erhebt der Bezirksverband derzeit zusammen mit den Kreisverbänden die Bedarfe in seinem Wirkungsgebiet. Des Weiteren werden die Planungen in den einzelnen Gebietskörperschaften zusammengetragen und basierend auf diesen Fakten ein Ausbaukonzept für die Region erarbeitet. Für die Kinderbetreuung werden innerhalb der AWO verbindliche Qualitätskriterien und Mindeststandards entwickelt. Die familien- und frauenpolitischen Grundaussagen der AWO bilden das Gerüst für ein intensives und erfolgreiches Engagement im Bereich der Vereinbarkeit von Familie und Beruf mit dem Ziel, das Armutsrisiko für Familien zu senken und allen Kindern eine erfolgreiche Bildungskarriere zu ermöglichen. Eine Möglichkeit, diese Grundpositionen der AWO umzusetzen, sind Familienzentren. Sie zeichnen sich durch Angebote aus, die über den originären Betrieb einer Kindertagesstätte hinausgehen und zur besonderen Förderung und Unterstützung von Familien beitragen können.

Leistungsbereiche von Familienzentren umfassen:
  • Beratung und Unterstützung von Kindern und Familien
  • Familienbildung und Erziehungspartnerschaft
  • Kindertagespflege
  • Vereinbarkeit von Familie und Beruf
Außerdem befassen sich diese Einrichtungen mit Strukturbereichen wie:
  • Sozialraumbezug
  • Kooperation und Organisation
  • Kommunikation
  • Leistungsentwicklung und
  • Selbstevaluation
"Eine besondere Herausforderung für die AWO Weser-Ems ist auch der Ausbau von Angeboten der Kindertagespflege. Der ElternService AWO leistet, Vertragspartner sind unter anderen die Landessparkasse zu Oldenburg (LzO) und die Nordwest Zeitung (NWZ), hierzu einen wertvollen Beitrag", so Verbandsgeschäftsführer Thomas Elsner.

Sozialwirtschaftliche Betriebe schaffen Arbeit und Nachfrage
Im Zuge der derzeitigen Finanzkrise befürchtet die Führungsriege des AWO Bezirksverbandes, dass, nach den im Dezember und Februar verabschiedeten Konjunkturpaketen I und II, der baldige Ruf nach Konsolidierung der Haushalte folgt, insbesondere durch diejenigen, die durch ihren Marktradikalismus die jetzige Krise verursachten. "Konsolidierung der öffentlichen Haushalte heißt immer, dass davon vor allem soziale Programme und Leistungen betroffen sind. Sparzwänge nach der Krise werden Sozialstaatlichkeit in Frage stellen, befürchtet die AWO Weser-Ems. Zum Zusammenhalt der Gesellschaft sei es aber notwendig, dass Sozialpolitik die soziale Lage der Menschen in unserem Gemeinwesen kollektiv und individuell absichert. Dieses ist maßgeblich für die Identifikation jedes Einzelnen mit dem Gemeinwesen und sichert die Teilhabe an der Volkswirtschaft. "Es ist deshalb auch dringend erforderlich, dass neben Investitionsprogrammen auch anzuerkennen ist, dass die Sozialwirtschaft und damit die öffentliche Daseinsvorsorge Arbeit und somit Nachfrage schafft. Konsequenzen aus der derzeitigen Finanzkrise seien, so die sozialpolitische Forderung des AWO Bezirksverbandes Weser-Ems e. V., auf mehreren Ebenen zu ziehen:
  • Gerechtere Verteilung des in der Volkswirtschaft erwirtschafteten Mehrwerts.
  • Limitierung von Renditen.
  • Genehmigung und Aufsicht für alle Finanzprodukte
  • Höhere Besteuerung von Kapital und Erbschaften, als derzeit festgelegt, zur Reduzierung der Krisenkosten für die Gemeinwirtschaft.
  • Sicherstellung von optimaler Infrastruktur für Bildung und mindestens bedarfsgerechter personeller und institutioneller Infrastruktur für die soziale Arbeit als Voraussetzung für eine erfolgreiche Gesellschaft und ihren Zusammenhalt.
Bezüglich der ARGEN und deren Verfassungswidrigkeit erwartet die AWO Weser-Ems, dass die Verantwortlichen auf Bundesebene alles tun, um zu einer Einigung zu gelangen und dass die Entscheidung darüber vor der Bundestagswahl getroffen wird. "Es muss ein Betreuungskonzept entwickelt werden, wonach die Betroffenen weiterhin Beratung und Hilfe aus einer Hand erhalten", so der Bezirksvorsitzende.

Kampagne gegen Kinderarmut
Das Thema Armut und insbesondere Kinderarmut beschäftigt die AWO seit ihrer Gründung 1919, da sie der größte Risikofaktor für die kindliche Entwicklung ist, sei es im Bereich der Gesundheit, der Teilhabe am gesellschaftlichen Leben sowie der Bildung. In einer bundesweit relevanten Studie hat das von der AWO beauftragte Institut für Sozialarbeit und Sozialpädagogik (ISS) in Frankfurt a. M. nachgewiesen, dass wirkungsvolle Armutsprävention sowohl beim Ausbau der Infrastruktur wie auch bei der Verteilung von materiellen Leistungen ansetzen muss und insbesondere ein Zusammenhang von Kinderarmut und Bildungsarmut zu sehen ist. Kinder und Eltern brauchen beides - genügend Geld und eine qualitativ und quantitativ hochwertige Infrastruktur. Nicht erst nach der Entscheidung des Bundessozialgerichtsurteil, was die willkürliche prozentuale Absenkung der Regelleistungen für Kinder insbesondere bezüglich der Bedarfsgerechtigkeit für verfassungswidrig erklärte, fordert der AWO Bezirksverband Weser-Ems e. V., dass endlich eine auskömmliche Kindergrundsicherung eingeführt wird. "Die Entscheidung des Bundessozialgerichtes sollte als Chance für die Einführung einer Kindergrundsicherung gesehen werden", so Thomas Elsner. Um diese Forderung zu unterstützen, wird der AWO Bezirksverband Weser-Ems e. V. im Frühjahr/Sommer mittels einer Plakataktion und Veranstaltungen öffentlichkeitswirksam aufzeigen, was Armut für die 200.000 in Niedersachsen davon betroffenen Kinder im alltäglichen Leben konkret bedeutet und darüber hinaus weitere politische Lösungen fordern. Diese Lösungen werden für die AWO Weser-Ems Eckpunkte beziehungsweise Wahlprüfsteine für die im September stattfindende Bundestagswahl sein.


Allgemeine Informationen zur AWO Weser-Ems
Die AWO Gruppe Weser-Ems beschäftigt im gesamten Bereich des ehemaligen Regierungsbezirks Weser-Ems rd. 2.800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in über 60 Einrichtungen der Kinder, Jugend- und Familienhilfe, der Altenhilfe und der Hilfe für Menschen mit seelischen Behinderungen.

Der AWO Bezirksverband Weser-Ems e. V. mit seinen 14.000 Mitgliedern, 13 Kreisverbänden und 160 Ortsvereinen wird ehrenamtlich durch den Vorsitzenden Dr. Harald Groth und seine beiden Stellvertreter Dr. Lothar Knippert und Hermann Bontjer geführt. Das operative Geschäft des Vereins und der Gesellschaften leitet Verbandsgeschäftsführer Thomas Elsner zusammen mit den Geschäftsführern Torsten Brandes und Marco Mohrmann.

Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an:
Hannelore Hunter-Roßmann
(Verbands- und Unternehmenskommunikation)
Tel: 0441/48 01-193 oder 0170/8 35 60 47
E-Mail: hunter-rossmann@zentrale.awo-ol.de
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