Studie untermauert AWO Kritik an finanziellen Rahmenbedingungen von Altenpflegeeinrichtungen!

11.10.2011

Ernst & Young: Schlechte Finanzausstattung in der Altenhilfe / In den nächsten Jahren werden 100.000 zusätzliche Pflegekräfte benötigt

Seit Jahren fordert die AWO Weser-Ems eine sichere finanzielle Grundlage für die Altenpflegeeinrichtungen in Niedersachsen. Erst im Februar dieses Jahres hatte der Bezirksvorsitzende, Dr. Harald Groth, auf Grundlage der Ergebnisse einer gutachterlichen Stellungnahme auf die akute Gefährdung der Altenpflege in Niedersachsen hingewiesen. Nun bestätigt auch die weltweit agierende Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young die Befürchtungen aus Niedersachsen. „Die aktuelle finanzielle Situation vieler Einrichtungen gibt Anlass zur Sorge“, so das Fazit der Studie. Demnach geraten viele Altenpflegeheime in Deutschland in eine finanzielle Schieflage: Steigende Kosten werden nicht ausreichend von Pflegeversicherung und Sozialämtern übernommen. Jedes siebte der rund 11 600 Pflegeheime steht der Studie zufolge vor kaum lösbaren finanziellen Herausforderungen. Der Pflegeberuf wird als unattraktiv angesehen. Dabei werden bis zum Jahr 2020 aufgrund des Anstiegs der Pflegebedürftigen rund 100.000 zusätzliche Pflegekräfte benötigt. Wegen der schlechten Finanzierungsgrundlage fehlen Mittel für Investitionen, um in die Jahre gekommene Immobilien nach den gesetzlichen Vorgaben zu sanieren.

Nachdrücklich weist der AWO Vorsitzende Dr. Harald Groth erneut darauf hin, dass in Niedersachsen die Rahmenbedingungen für eine sichere finanzielle Grundlage besonders prekär sind, weil hier die Pflegekostensätze im Vergleich zu anderen Bundesländern deutlich niedriger liegen. Hinzu kommen eine jahrelange Schlechterstellung und Auslastungsvorgabequoten, die zuInvestitionsengpässen geführt haben. Die Altenpflegeeinrichtungen der freien Wohlfahrtspflege, die einen hohen Qualitätsstandard haben und ihre Fachkräfte tariflich entlohnen, sind zurzeit darauf angewiesen, ihre Einrichtungen aus Mitgliederbeiträgen oder sonstigen Eigenmitteln zu subventionieren.

„Wenn die Politik nach deutlichen Hinweisen aus verschiedenen Gutachten und Studien jetzt nicht reagiert, handelt sie unverantwortlich“, so Dr. Groth. Die aktuelle Debatte innerhalb der Bundesregierungum die Pflegereform hält der AWO Bezirksvorsitzende für wenig zielführend: „Auf dem Rücken der alten Menschen und der Mitarbeiter führen die Koalitionsparteien einen Streit um die Finanzierung der Pflege, der ausschließlich zu einem parteipolitischen Gezerre ausartet“, kritisiert Dr. Groth die bis dato erzielten Ergebnisse.

Die bisherigen Maßnahmen in Niedersachsen und die Vorschläge der Bundesregierung hält Dr. Groth für nicht ausreichend und fordert eine nachhaltige Politik zur Sicherung der Nachwuchskräfte und Einrichtungen. „Die Schulgeldförderung, für die künftig 2,9 Millionen Euro zur Verfügung stehen, reichen beispielsweise nicht aus. Solange der Arbeitgeber keine stabile Zukunftsperspektive bei gleichzeitig schlechten Lohnbedingungen bieten kann, werden nur wenige junge Menschen bereit sein, eine Ausbildung in der Pflege zu beginnen.“

„Wir fordern nachdrücklich eine Schulgeldbefreiungund eine zukunftssichere Finanzierung der Altenpflegeeinrichtungen. Viele Pflegekräfte fühlen sich von der Politik getäuscht, wenn auf der einen Seite von hohem Berufsethos und gesellschaftlich wichtigen Aufgaben geredet wird, auf der anderen Seite Auszubildende für ihre Ausbildung jedoch bezahlen müssen und später untertariflich entlohnt werden. Eine Anhebung der Kostensätze am individuell festgestellten Pflegebedarf, der sich deutlich stärker an der Arbeit der Fachkraft orientiert, ist zwingende Voraussetzung für die finanzielle Sicherstellung der Pflegeeinrichtungen“, bekräftigt Dr. Groth.

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