Überlastete Mütter brauchen Hilfe und keine Kurablehnungen!

01.04.2011
Die Genehmigungspraxis der Krankenkassen bei Mutter-Kind-Kuren wird bundesweit kritisiert: Steigende Ablehnungen der Anträge setzten hohe Hürden auf dem Wege zu einer Kur. Das Müttergenesungswerk (MGW) weist seit Jahren darauf hin, dass viele Mütter so starken Belastungen ausgesetzt sind, dass sie erkranken. Dr. Harald Groth, Vorsitzender der AWO Weser-Ems, die Träger des Gesundheitszentrums für Mütter und Kinder "Lotte-Lemke-Haus" in Esens-Bensersiel ist, betont: "Die Erfahrungen zeigen, dass die Frauen mit mindestens drei Gesundheitsstörungen in die Beratungsstellen kommen. Erschöpfungszustände bis zum Burn-Out, Angstzustände, Schlafstörungen, Rückenschmerzen und ständiger Zeitdruck stehen dabei im Vordergund". Zwar waren nach der Gesetzesänderung 2007, die die Mutter-/Vater-Kind-Kuren als Pflichtleistung wieder in die gesetzliche Krankenkasse integriert, die Ablehnungen von Kuranträgen kurzfristig rückläufig gewesen, danach sind sie aber wieder angestiegen.

So wurden 2008 28 Prozent aller Anträge auf eine Mutter-Kind-Kur bundesweit im ersten Anlauf abgelehnt, im ersten Halbjahr 2010 waren es 32 Prozent. Niedersachsenweit wurden im Jahr 2009 34 Prozent der Anträge abgelehnt, im ersten Halbjahr 2010 waren es schon 36 Prozent. Von den eingereichten Widersprüchen gegen die verweigerte Genehmigungen, waren 2010 bundesweit 56 Prozent und niedersachsenweit 57 Prozent erfolgreich. "Wenn deutlich über 50 Prozent der Widersprüche zu einer Genehmigung der zunächst abgelehnten Kur führen, dann stellt sich doch die Frage, unter welchen Gesichtspunkten die Genehmigungspraxis der Krankenkassen durchgeführt wird. Der Verdacht, alleine aus Kostengründen Ablehnungen zu verschicken, drängt sich schlicht und einfach auf", so der AWO Bezirksvorsitzende.

Eine AOK-Familienstudie weist in Handlungsempfehlungen darauf hin, dass stark belastete Mütter eine intensive Beratung für eine gesundheitsfördernde Gestaltung des Familienlebens benötigen. Ziel ist, ihre Selbsthilfepotentiale zu fördern. Die Therapiekonzepte in den vom MGH anerkannten Einrichtungen, wie dem Lotte-Lemke-Haus in Esens-Bensersiel, setzen an der Lebenssituation der belasteten Mütter in der Familie an und stärken die Selbsthilfepotentiale durch den konkreten Bezug zum Alltag in der Familie. Deshalb helfen sie so nachhaltig. "Vor diesem Hintergrund ist noch weniger verständlich, warum kranke und belastete Mütter so viele Hürden überwinden müssen, wenn sie einen – medizinisch attestierten - Kurantrag einreichen. Mütter brauchen die Unterstützung der Krankenkassen und nicht Widerspruchsverfahren", kritisiert Dr. Groth.

Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an:

AWO Bezirksverband Weser-Ems e. V.
Hannelore Hunter-Roßmann
Klingenbergstraße 73
26133 Oldenburg
Telefon: 0441/48 01-193 oder 0170/8 35 60 47
hunter-rossmann@zentrale.awo-ol.de

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